Buchvorstellung: Silke Lambeck, Herr Röslein

Berlin Verlag 2010

7,95€

Moritz, seine Eltern und sein kleiner Bruder Tim sind umgezogen. Moritz gefällt es in der neuen Schule überhaupt nicht. Zwei Klassenkameraden ärgern ihn immer und er findet keine neuen Freunde. Im selben Haus wie die Familie Freudenreich wohnt ein etwas seltsamer Mann, der Herr Röslein. Moritz und Herr Röslein lernen sich kennen, als Moritz aus der Schule nach Hause kommt und sein Papa nicht da ist. Da Moritz selbstverständlich nicht zu fremden Leuten in die Wohnung gehen darf, bringt Herr Röslein Kakao und Kuchen ins Treppenhaus und erzählt Moritz allerlei merkwürdige Geschichten – vom Regenschirmernten im Park, von einem Freund, in dessen Wohnung ein Elefant lebt, von einem kleinen Parktiger. Über den Parktiger schreibt Moritz einen Hausaufsatz. Er wird von allen Kindern ausgelacht, und siehe da – am nächsten Tag steht in der Zeitung, dass im Stadtpark eine bis dahin unbekannte Gattung, nämlich ein Parktiger, entdeckt wurde.

 

Unglücklicherweise muss Moritz’ Papa zur Oma fahren, die sich den Fuß gebrochen hat. Und Moritz’ Mama hat einen anstrengenden Job und einen furchtbaren Chef. Moritz muss also ein paar Tage allein zurecht kommen. Moritz Eltern sind sehr dankbar, dass Herr Röslein seine Hilfe anbietet. Mit seinem Freund Alfons, dem Elefantenbesitzer, gehen Moritz und Herr Röslein in den Zoo, wo der inzwischen für die Wohnung zu groß gewordene Elefant lebt und sehr unglücklich ist. Die beiden Herren beschließen, den Elefanten nach Afrika zurückzubefördern.

Herr Röslein nahm den Rucksack und öffnete ihn. Er holte ein dunkelgrün schimmerndes Tuch heraus, das über und über mit goldenen Sonnenblumen be­stickt war. Dann griff er wieder hinein und hielt eine grüne Glasflasche in der Hand, nicht größer als die Flasche mit Nasentropfen, die bei Moritz im Bade­zimmerschrank stand. Als Drittes holte er einen sil­bernen Salzstreuer aus dem Rucksack. Und - Rudi. Der kleine Tiger saß auf Herrn Rösleins Hand und maunzte jämmerlich.

»Ist ja gut, Rudi«, sagte Herr Röslein. »Brauchst keine Angst zu haben. Kannst du ihn mal nehmen?«, fragte er Moritz.

Im nächsten Moment hielt Moritz den kleinen Tiger in der Hand. Sein Fell war gesträubt und er machte einen Buckel. Moritz streichelte ihn vorsich­tig mit dem Zeigefinger. Allmählich beruhigte Rudi sich.

Herr Röslein hatte das Tuch mittlerweile ausge­breitet. Eine Ecke knotete er um Ciceros Rüssel, den Rest ließ er über das Gitter hängen.

»Ihr müsst jetzt herkommen«, sagte er zu Moritz und Alfons Meyerbeer. Die beiden traten näher, Mo­ritz noch immer mit Rudi auf der Hand, der sich unter seinen Finger schmiegte.

»Jeder von uns nimmt eine Ecke des Tuchs in die Hand«, erklärte er. »Wenn ich das Öl verteilt habe und den Salzstreuer benutze, müssen wir alle zusammen folgenden Satz sagen: >Liebes Salz, bring uns ganz weit, achte nicht auf Raum und Zeit.< Könnt ihr das bitte wiederholen?«

Alfons und Moritz sprachen den Satz.

»Ihr müsst es euch einprägen, wir haben nur einen Versuch«, sagte Herr Röslein. Moritz spürte, wie sein Magen flatterte. Herr Röslein drückte ihnen je eine Ecke des Tuchs in die Hand und hielt die vierte Ecke selbst.

»Seid ihr bereit?«

Moritz und Alfons Meyerbeer nickten, Cicero hob seinen Rüssel. Herr Röslein murmelte etwas Unver­ständliches und verteilte dabei das Öl auf dem Tuch. Dann nahm er den Salzstreuer in die Hand und be­gann, ihn auf und ab zu bewegen, als verstreue er etwas. Schließlich nickte er Alfons und Moritz zu. »Liebes Salz, bring uns ganz weit, achte nicht auf Raum und Zeit ... «

Plötzlich schossen wilde Blitze aus dem Salz­streuer, und Moritz hatte das Gefühl, als hebe ihn     

etwas mit Gewalt in die Luft. Alles wurde dunkel. ( Seite 68 – 71)


Mitsamt dem Elefanten sind die drei in Afrika gelandet. Der Elefant wird von einer Elefantenherde freundlich aufgenommen und die drei kehren zurück in ihre Stadt.

 

Da Moritz noch immer alleine zu Hause ist, lädt ihn Herr Röslein zum Mittagessen ein und geht am Abend mit ihm, die Mama in ihrer Firma abholen. Der Chef ist davon nicht seht erbaut.  

Die Tür wurde aufgerissen und vor ihnen stand der Wüterich.

»Was erlauben Sie sich?«, brüllte er. Moritz hatte Mamas Chef noch nie gesehen, aber er erkannte ihn sofort. Er war sehr groß und so dick, dass er kaum durch den Türrahmen passte. Neben ihm schien alles zu schrumpfen: Mama, Moritz, Herr Röslein - sogar das Zimmer schien kleiner zu werden, als er es betrat. Über seinen kahlen Kopf waren einige lange Haar­strähnen gekämmt und über den Bund seiner Hose wölbte sich ein mächtiger Bauch. Für einen Moment dachte Moritz, der Wüterich würde sich auf ihn stürzen, aber als er einige Schritte ins Zim­mer gemacht hatte, blieb er ab­rupt stehen.

»Was ist hier los?«, schrie er. »Was tun diese Leute hier? Und warum treibt sich ein Kind in Ihrem Büro herum?«

Mama machte gerade den Mund auf, um zu antworten, als Herr Röslein einen Schritt auf Herrn Hüberich zuging und seinen Hut zog. »Leopold Rös­lein mein Name«, sagte er mit sanfter Stimme. »Und das hier ist Moritz Freudenreich, der Sohn von Frau Freudenreich.«

Der Wüterich sah aus, als müsse er vor Wut plat­zen. Sein mächtiger Schädel wurde dunkelrot. »Es interessiert mich nicht, wie Sie heißen«, brüllte er. »Sie haben hier nichts zu suchen.«

Moritz guckte zu Mama hoch, die mit bleichem Gesicht auf ihren Chef blickte. Der brüllte noch im­mer Herrn Röslein an. Herr Röslcin holte langsam und vorsichtig den Salzstreuer aus seiner Hosentasche. Er drehte sich zu Mama und Moritz um und zwinkerte ihnen zu. Der Wüterich machte einen Schritt auf Herrn Röslein zu. Und dann erlosch das Licht.“ ( Seite 99 – 100)

 

 Als es wieder angeht, ist der Chef wie ausgewechselt. Er schickt Frau Freudenreich auf dem schnellsten Weg nach Hause, statt weitere Überstunden zu verlangen, er bietet ihr eine andere Aufgabe an – sie soll statt Fabrikhallen von nun an kinderfreundliche Reihenhäuser entwerfen – er genehmigt eine Weihnachtsurlaub. Aus dem Salzstreuer scheint ein bisschen viel Zaubersalz gekommen zu sein; der Chef lässt das triste Büro renovieren, er setzt den Büroschluss auf pünktlich fünf Uhr fest; er führt einen „Kindertag“ in der Firma ein – einmal im Monat dürfen die Mitarbeiter ihre Kinder ins Büro mitbringen.

 

Ein paar Tage später lädt Herr Röslein Moritz in seine Wohnung ein. Er teilt Moritz mit, dass er verreisen muss und zeigt ihm ein großes Buch: 

»Das ist mein Auftragsbuch«, sagte Herr Röslein. »Hier stehen die Dinge drin, die ich zu erledigen habe, damit ich nicht den Überblick verliere.«

»Was für Aufträge sind das?«, fragte Moritz. »Sagen wir mal, ich bin eine Art Problemlöser«, antwortete Herr Röslein.

»Was soll das sein?«, fragte Moritz. »Ich helfe Leuten, die Hilfe brauchen.«( Seite 116)

 

Moritz erzählt seinen Eltern von dem Abschied:

Als Moritz die Treppe hinauflief, betrachtete er das Fernrohr. Es fühlte sich glatt und warm in seiner Hand an und glitzerte golden. Er hatte das deutliche Gefühl, dass es ihm eine Menge Entdeckungen bescheren würde.

Oben warteten Mama, Papa und Tim schon. Auf dem Tisch standen Teller und Gläser, Papa trug ge­rade das Brot aus der Küche herein.

»Guckt mal, was ich geschenkt bekommen habe«, sagte Moritz und zeigte das Fernrohr. Wenn er hin­durchsah, wurden Papas Augen riesig.

»Großartig«, sagte Papa. »Das können wir morgen gleich mal im Wald ausprobieren. Wie geht es Herrn Röslein?«

»Gut«, sagte Moritz. »Aber er fährt für längere Zeit weg.«

Dann schwieg er. Seine Augen wurden erst heiß und dann feucht.

»Bist du traurig?«, fragte Mama. Moritz nickte. Mama nahm ihn in den Arm, und ihre Wuschelhaare kitzelten ihn in der Nase. Tim patschte ihm mit sei­ner dicken Hand auf den Rücken. Moritz atmete tief durch und drehte sich zu seinem kleinen Bruder um.

»Er fährt weg, aber er kommt ja wieder«, sagte er dann. »Ganz bestimmt kommt er wieder.«( Seite 120)

 

Zunächst fragt Moritz sich allerdings: Wo bleibt Herr Röslein (Band 2), aber dann heißt es doch Herr Röslein kommt zurück (Band 3, noch Hardcover)

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