Hans-Dieter Willisch - Zugabe... meine beliebtesten Stücke

Leseprobe

De Bu müßt halt bräver sei

Paul Tremmel


Schunn immer segt mer als zu mer,
daß ich enn schlimmer Raiwer wer,
ich wer en unütz arge Tropp
un hett bloß Lumberei im Kopp.

Mein Vatter der schilt immerzu:
„Ich schlag Dich doht – du Lumbebuu!“
Die Oma machts besonders arg,
ich wer en Nagel vun ehrm Sarg.

Gugg denk ich – machscht ne mol e Frääd
un bischt so brav als wie’s nor geht.

Jetzt war ich dagelang so brav,
als wie e Lämmel vumme Schaf.
Kee Hose hab ich meh verrisse,
hab net uff Fenschterscheiwwe g’schmisse.
Kee annre Buwwe meh verschlache,
um jedem jetzt e Frääd zu mache.

Am erschte Dag do gehts schunn los:
„Was hotten unser Büwel bloos,
was fehlt der dann?“ hot mer mich g’frogt,
„Gell sag’s uns nor – wann Dich was plogt.“

De Vatter segt: „Was des bedeit?
der hot beschtimmt was a’gschtelIt heit!“
Am zwette Dag do greint die Mamme:
„Do braut sich b’schtimmt was Schlimmes zamme.
Der Buu der is doch net normal,
ich hol de Doktor – ganz egal.“

Am dritte Dag – oh jemine,
do kocht mer mehr Kamilletee
un jeder macht sich Lascht un Sorche
un hofft uff Besserung – for morche.

Am vierte Dag – do geb ich’s uff,
ich bIoos der uff des Bravsei druff,
un bin so bös wie früher ach,
verreiß mei Kläder un mach Krach.
Du annre Buwe als verkloppe
un Mädle an de Berschte roppe.

Die ganz Verwandtschaft war jetzt froh,
die Oma die war mittags do:
„Ich hab gebet heit Nacht – bis zwölfe,
do siehscht – des duht halt immer helfe.
De Buu is widder in de Reih’,
bloos enns – er müßt halt bräver sei!“

 

Ich hab 'n Zorn

von Max Barack

Ich hab'n Zorn, ich könnt' die Welt verreiße,
Un Alles zammeschlage un verschmeiße,
Was ich nor seh' un in mein Händ' neinkrich, -
Die Stern' vum Himmel möcht' ich runnerschänne
un mit'm Kopp dorch Wänd' un Maure renne,
Als wie e Narr un wie e wildes Viech, -

Vergifte möcht' ich Alles un verbrenne
Un mit eem eenz'ge Schlag vernichte könne,
Was Mensch sich heeßt uf dere Lumbewelt:
Dann - heit is Kerwe un ich hab' keen Geld!

 

Ein Märchen für Frauen

(oder Männer, die darüber lachen können)

Autor unbekannt


Es war einmal in einem Land, weit weg, eine wunderschöne, unabhängige, selbstbewusste Prinzessin. Eines Tages betrachtete sie einen Frosch in einem Biotop in ihrer Ökowiese, unweit ihres Schlosses. Da sprang der Frosch in ihren Schoss und sagte: „Elegante Lady, einstmals war ich ein hübscher Prinz - bis mich eines Tages eine böse Hexe verzaubert und mit diesem Fluch belegt hat. Ein Kuss von Dir und ich werde wieder der schmucke junge Prinz, der ich einmal war.

Dann, Süße, können wir heiraten, einen Haushalt im Schloss meiner Mutter führen, wo Du meine Mahlzeiten bereitest, meine Wäsche wäschst und bügelst, meine Kinder gebärst und groß ziehst und damit glücklich bist, bis an das Ende Deiner Tage.“

An diesem Abend saß die Prinzessin leise lächelnd vor einem Glas Chardonnay und leckeren Froschschenkeln in einer leichten Zwiebel-Weißwein-Sauce.

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