Unternehmerinnenporträt - Frauen im Chefsessel: Barbara Waldkirch

IHK Magazin Rhein Neckar

15.03.07

Bücher aus der Region für die Region

Eines der überzeugendsten Beispiele für erfolgreiche Frauen in Führungspositionen der Metropolregion Rhein-Neckar liefert sicherlich Barbara Waldkirch, Vizepräsidentin der IHK Rhein-Neckar und als geschäftsführende Gesellschafterin auch Chefin der Waldkirch KG Verlag-Druck-Agentur.

1992 übernahm Barbara Waldkirch – ihre drei Söhne waren aus dem Gröbsten heraus – den kleinen, aber traditionsreichen Mannheimer Familienverlag. Schon seit Anfang der 80er Jahre war sie in der Verwaltung der Betriebe aktiv. Die ausgebildete Diplom-Übersetzerin für Russisch und Englisch hatte während des Studiums geheiratet, arbeitete nach ihrem Studienabschluss als freie Übersetzerin, beschäftigte sich zunehmend mit Texten für Broschüren, Flyer, Lektorat und wuchs so allmählich ins Verlagsgeschäft hinein.

Ehemann Ralf Waldkirch war Anfang der 90er in der Waldkirch GmbH, dem zweiten Standbein des Familienunternehmens, immer stärker gefordert und konnte sich der Verlagsleitung nicht mehr im nötigen Maß widmen. Kurzerhand übernahm Barbara Waldkirch die Leitung der Waldkirch KG und ist heute noch froh darüber, dass sie sich bei den Wirtschaftsjunioren zuvor eine belastbare Basis unternehmerischen Rüstzeugs angeeignet hatte.

Zunächst stellte sie sich die Frage, welche Richtung sie mit dem Verlag einschlagen sollte. Ein Teil Tradition und ganz viel Neues sollte es sein. „Ich wollte Bücher aus der Region für die Region machen“, erinnert sie sich. Das bedeutet, dass entweder Verfasser(in) oder Thema aus der heutigen Metropolregion bzw. der ehemaligen Kurpfalz stammen. Und mit dieser Entscheidung für eine lukrative Nische im harten Verlagsgeschäft lag Waldkirch goldrichtig. Von ursprünglich einem Buch alle ein bis zwei Jahre entwickelte sich der Verlag unter der Leitung von Barbara Waldkirch zu rund sechs Büchern jährlich, die sie selbst herausgibt. Weitere Bücher entstehen in Lohnproduktion, das heißt im Auftrag Dritter. Die Unternehmerin fungiert dabei als Verlegerin, sie betreut mit ihrem Mitarbeiterstab Produktion, Verwaltung, Logistik und die Koordination mit dem Buchhandel. Die eigentliche Druckproduktion wickelt sie mit rund 250 Kooperationspartnern vorzugsweise in der Region, aber auch in ganz Deutschland und im europäischen Ausland ab. „Mein wichtigster Produktionspartner ist natürlich die Waldkirch GmbH gleich vor der Haustür“, meint Waldkirch augenzwinkernd.

Ihr erstes Projekt war die Chronik der Eichbaum-Brauereien AG – auch dies ein traditionsreiches Mannheimer Haus, wenn auch erst im Jahr 1679 gegründet und damit das älteste noch existierende Industrie-Unternehmen der Quadratestadt. Auch Elsbeth Janda kam mit ihrer Idee eines mundartlichen Gedichtbandes zu Barbara Waldkirch. Aus dem Gedichtband wurde eine höchst erfolgreiche CD, die kurz nach ihrer Präsentation bereits vergriffen war. Zu den Autoren des Verlags zählt der bekannte Pfälzer Mundart-Autor Herbert Kromath mit erfolgreichen Titeln wie „Des kann halt bloß mei Muddersproch“ und den beiden originellen Bänden aus der Serie „De klääne Kurpälzer Opernfihrer“. Ganz neu war im vergangenen Herbst ein großer Bildband über den Waldpark Mannheim. Neuland betrat der Verlag mit der Herausgabe des Kinderbuches „Amadeus und Theodor, von Heinzelmännchen und Gartenzwergen“, ein Projekt, das die engagierte Unternehmerin als beispielhaft für ihre Verwurzelung in der Region sieht, denn die Autorin ist die ehemalige Direktorin des Mannheimer Lessing-Gymnasiums, Uta Vater.

Überhaupt ist das Engagement für ihre Metropolregion der umtriebigen und stets wie aus dem Ei gepellten Geschäftsfrau höchst wichtig. Das muss es wohl auch sein, wenn man einen Blick auf ihren prall gefüllten Terminkalender wirft. Das Jonglieren von Beruf, Ehrenämtern und persönlichen Anliegen kostet eben viel Zeit und hohen Einsatz. Selbstständigkeit ist für Waldkirch nicht nur Profession, sondern auch Philosophie: „Unabdingbar notwendig ist der feste Wille und die Fähigkeit zur Veränderung, Anpassung und Innovation. Mut zum überschaubaren Risiko gehört ebenso dazu wie das Wissen um die rechtlichen Voraussetzungen und die finanziellen Grundlagen.“

Im Jahr 2001 wurde Barbara Waldkirch in die Vollversammlung der IHK gewählt – und mehr oder weniger gleichzeitig zur ersten Vizepräsidentin des Kammerbezirks der IHK Rhein-Neckar. Der damalige Präsident Hubert Eirich musste sich eine neue Anrede angewöhnen: „Frau Waldkirch, meine Herren“. Zunächst musste die frisch gebackene Vizepräsidentin erst einmal mit den Strukturen des Großunternehmens IHK klarkommen. „Geholfen hat mir, dass die Hausaufgaben in der IHK Rhein-Neckar sehr ordentlich gemacht werden und eine starke Bereitschaft zur Weiterentwicklung spürbar ist.“ Besonders interessieren die Vizepräsidentin die Bildung und – logisch – die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aus ihrer Sicht die Zukunftsthemen unserer Zeit schlechthin: „Unsere Bevölkerung wird immer älter, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften immer eklatanter. Dem müssen wir rechtzeitig Rechnung tragen. Dazu gehört, die Frauen besser ins Berufsleben einzubringen. Alles was wir jetzt tun, kommt zunächst unserer Region und - als Impuls - auch dem Rest Deutschlands zugute.“

Über das Mannheimer Netzwerk Frau und Beruf bekommt Waldkirch viele Informationen, die sie in dieser Form aus den Unternehmen nicht erhält. „Da merkt man, wo in Mannheim der Hund begraben liegt, wo also Probleme erkannt und bewältigt werden müssen“. 20 bis 25 Stunden wendet sie jede Woche für ihre Tätigkeit im Bereich Vereinbarkeit und für die Leitung des Berufsbildungsausschusses auf. In diesem einzigen gesetzlich vorgeschriebenen Ausschuss, dessen Mitglieder durch das Baden-württembergische Wirtschaftsministerium berufen werden, beschäftigt sie sich mit Themen wie Einstiegsqualifikation, Vereinbarkeit von Schule und Betrieb in der dualen Ausbildung, einzelnen Ausbildungsgängen und Ausbildung in Teilzeit. Stolz ist die Unternehmerin über den Erfolg des Ausbildungspaktes – mit drei zusätzlichen Lehrstellenwerbern ist die IHK Rhein-Neckar hier erfreulich effektiv.

Am Herzen liegt Barbara Waldkirch eine gewisse Veränderung der Außenwahrnehmung der IHK: „Die IHK soll nicht wie ein Behördenapparat wahrgenommen werden, sondern als Dienstleister für die Wirtschaft. Ihre Mitglieder sollen das Gefühl haben, nicht nur Beiträge entrichten zu müssen, sondern einen Gegenwert zu erhalten, der einen wirklichen Nutzen bedeutet.“ In ihrer Vizepräsidentin hat die IHK Rhein-Neckar eine kompetente, sympathische und überzeugende Repräsentantin ihrer wichtigsten Anliegen gefunden.


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Barbara Waldkirch mit einer der Neuerscheinungen 2006: "Franz Mazura - Mit Tusche und Notenband" - ein Band mit Zeichnungen des Kammersängers, der von zahlreichen Persönlichkeiten "Porträt-Zeichnungen der besonderen Art" angefertigt hat, darunter viele bekannte Gesichter aus Mannheim wie der ehemalige Kulturbürgermeister Manfred David, Walter Spagerer vom SVW, Hans Bichelmeier, Jean Cox, Ulrich Schwab, Jun Märkl, Arnold Petersen und einige mehr.

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Waldkirch KG Verlag-Druck-Agentur: ein Mannheimer Verlag, fast so alt wie Gutenberg

Die Waldkirch KG kann ihre Wurzeln bis fast in die Gutenberg-Ära zurückverfolgen. Conrad Waldkirch und sein Schwiegervater Peter Perna, der den Verlag 1542 gründete, verlegten und druckten viele bedeutende Bücher, darunter die erste Gesamtausgabe von Paracelsus. Wie so oft, wechselten sich aber auch im Waldkirch-Verlag im Laufe seiner langen Geschichte Blütezeiten mit Dürreperioden ab – je nachdem, wie stark sich die Nachkommen der Gründerfamilie mit dem Verlagswesen identifizieren konnten.

Im Rhein-Neckar-Dreieck ist Waldkirch seit 1870 als Verlag und Druckerei präsent. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Ludwigshafen ihre größte Ausdehnung mit über 1.000 Mitarbeitern in Mannheim und Ludwigshafen erreicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Familie fast alles aufgeben musste, gründeten Vater und Großvater des heutigen Firmenchefs Ralf Waldkirch um 1950 eine Akzidenzdruckerei in Mannheim-Käfertal Süd. 1980 übernahm Ralf Waldkirch den Waldkirch Verlag. 1984 gründete er die heutige WAP Waldkirch Produktion GmbH in Mannheim als Spezialunternehmen für Print- und Produktionsoptimierung. Auch der Verlag Waldkirch KG gehört heute zur Firmengruppe. Seine Leitung wurde 1992 von Barbara Waldkirch übernommen, die dem Verlag sein heutiges stringentes Profil verlieh.

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